Sie kamen etwa zur selben Zeit auf die Welt und doch gingen sie zwei gänzlich unterschiedliche Wege: die Strickstrumpfhose und die Feinstrumpfhose. Während erstere aus dickerem Material gefertigt wurde und zunächst vor allem als Schutz gegen Kälte und Witterung dienen sollte, galt die andere allgemein als feiner, weiblicher und modischer. Eine Weiterentwicklung der Textilmaschinen hatte ermöglicht 1958 Nylon für die Herstellung von Strumpfhosen zu verwenden. Und damit den Auftakt für den großen Erfolg der Damenstrumpfhosen gegeben. Obwohl in den vergangenen Jahren der Versuch unternommen wurde, Feinstrumpfhosen auch für die männliche Kundschaft herzustellen, scheint dieses Kleidungsstück im allgemeinen Modebewusstsein eindeutig und exklusiv der weiblichen Garderobe zugeordnet zu werden. Ganz anders verläuft es sich dabei bei der Strickstrumpfhose. Womöglich auf Grund ihrer Funktionalität musste sie sich bei ihrer geschlechtlichen Orientierung nicht ausschließlich auf die Damenwelt begrenzen. Ab den 60er Jahren trugen Kinder im Winter Strumpfhosen, ob mit Röcken, mit kurzen oder mit langen Hosen. Und auch Männer ließen sich zunehmend für das Modell der Herrenstrumpfhose als alternative zu langen Wollsocken begeistern. Mitte der Neunziger erfuhr die Strickstrumpfhose ein unerwartetes modisches Aufkommen. Vor allem das Modell der bunten Ringelstrumpfhose erfreute sich einer unerwarteten Beliebtheit – und konnte sich endlich von ihrem unerotischen Image lösen. Während die Strickstrumpfhose ihren bescheidenen und kurzweiligen Auftritt in der Modewelt feierte, eignete sich die Feinstrumpfhose umgekehrt die Vorteile ihrer Konkurrentin an: Dank der technischen Fortentwicklung der Textilmaschinen konnte nun auch sie mit ausgefallenen Mustern und optisch attraktiven Farbkombinationen auf(s)trumpfen. Obwohl die Strumpfhose als Kleidungsstück zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert nach jahrhundertlangem Bestehen bereits völlig aus den Kleiderschränken verbannt wurde, scheint ihr Ende – egal in welcher Variante – noch lange nicht abzusehen.