Von der Kiepe zum Kinderwagen

Vor nicht einmal einhundertundfünfzig Jahren galt ein Kinderwagen noch als Luxusgefährt reicher und sehr reicher Bürger. Die fuhren in der Regel natürlich ihren Nachwuchs nicht selbst durch die Gegend. Nein. Sie ließen fahren – und zwar Ammen oder sonstige Kinderfrauen.

In diesen Zeiten wurde die Mehrzahl aller Kinder noch ganz selbstverständlich getragen. Entweder in Holzkörben oder in extra dafür genähten Tragesäcken. Sogar entsprechende Mäntel mit genügend Platz am Rücken, damit auch der Nachwuchs halbwegs trocken und warm blieb, gab es schon.

Der Kinderwagen erwies sich aber als durchaus praktischer Wegbereiter in den ersten Monaten nach der Schwangerschaft. Konnte man doch relativ problemlos das Kind und sogar diverse Einkäufe und sonstige Utensilien darin unterbringen, denn bereits die ersten industriell gefertigten Kinderwagen besaßen verschiedene Ablagemöglichkeiten und Taschen, in denen ein Spucktuch oder ähnliches verstaut werden konnten. Es dauerte auch nicht lange und der Handel entdeckte das wirtschaftliche Potenzial der vierrädrigen Kindertaxis. Er wurde beworben als unverzichtbarer Bestandteil einer jeden jungen Familie. Bald war er auch nicht mehr nur praktisch, sondern auch schick. Schaut man sich einmal in einem Kinderwagen – Museum um, bemerkt man schnell, wie sich das Design dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst hat. Ob nun bunt oder uni, Stoff oder PVC, Korbgeflecht oder Plastik – je nach dem, in welchem Jahrzehnt man sich befindet – von quietschepink bis tarnfarbig findet sich für jeden Geschmack das passende Gefährt.

Mittlerweile gilt der Kinderwagen als wahres Lifestyleobjekt und Identifizierungsfläche für mütterliches Selbstverständnis. Ob nun luftbereift, geländetauglich und scheibengebremst oder tatsächlich mit großen Eisenrädern und Korbgeflecht im Retrolook: in Sachen Kinderwagen ist  heute problemlos alles möglich.