Die Seemacht kämpft um ihre Stellung
Das 16. und das 17. Jahrhundert sollte eine Reihe von Veränderungen für die Balearen mit sich bringen. 1571 besiegten die Streitkräfte der europäischen Königreiche die Türken auf See und konnten so deren Vorherrschaft beenden, was für die Balearen natürlich ein zweischneidiges Schwert war:– die unterschwelligen Vorteile dieser Herrschaft nahmen nun ein jähes Ende.
Die europäischen Mächte waren stark bestrebt, ihre Seestreitkäfte auszubauen, da die Invasion der Türken gezeigt hatte, dass die Stärke einer Nation nicht unwesentlich von den Schlachten auf See abhing – ein Umstand, der den Balearen zwar eine gewisse Ruhe vor der Piraterie verschaffte, der aber auch die Einträglichkeit der Handelsfahrten nicht unwesentlich senkte. Dafür entwickelte sich die europäische Seefahrt hin zur Atlantik-Schifffahrt, da die Entdeckung und Besiedlung Amerikas nun deutliche Auswirkungen auf Europa zeigte – man richtete seinen Blick nach Westen und „übersah“ dabei zunehmend die Balearen, die unter dem Mantel dieser „Unsichtbarkeit“ ihre Stellung als wichtige Handelsmacht und als Stützpunkt für den Mittelmeerhandel weiter ausbauen konnten.
Im Zusammenhang mit den spanischen Erbfolgekriegen zwischen 1701 und 1713 kam es schließlich politisch noch einmal zu einer beträchtlichen Unruhe. Aragon und Katalonien befanden sich in einer ungeklärten Erbfolge, und erst der Entschluss, nach dem Tod des letzten spanischen Habsburgers auf die österreichische Linie des Hauses zu setzen, brachte eine Entscheidung in diesem Zusammenhang. Der neue Regent Spaniens, der Bourbone Philipp V. behielt auf Mallorca die Oberhand, was zu höchstens indirekten Veränderungen für die Insel führte. In den nächsten Jahrhunderten ergaben sich auf den Balearen nur wenige einschneidende Veränderungen. Einzig Menorca wechselte noch mehrmals den Besitzer und wurde erst 1802 endgültig dem spanischen Haus zugeschlagen.
Diese Entwicklungen erschienen zuerst positiv, doch legten sie gleichzeitig den Grundstein für den Untergang der Balearen als Handelsmacht. Das einstige Handelszentrum wurde nach und nach von der Konkurrenz aus Übersee angegriffen, und als im 19. Jahrhundert noch eine Reihe von Epidemien den Inseln zusetzten, konnte man gegen den langsamen Untergang der Balearen als Handelsmacht nichts mehr tun. Die Wirtschaft musste sich verändern, doch war noch unsicher, wie dieser Veränderung vonstatten gehen sollte.
Man baute mehr und mehr auf die Landwirtschaft, in der Weinbau und der Anbau von Oliven- und Mandelbäumen bald eine überragende Stellung einnahmen. Dennoch konnte diese Wirtschaft nicht mit dem alten Wohlstand mithalten, und die Veränderung vollzog sich langsam und ohne echte Euphorie. Dennoch sollte sich der Weinbau in vielen Gegenden nicht lange halten, weil verschiedene Krankheiten den Reben so stark zusetzten, dass auch in klassischen Weinbaugebieten langsam Mandelbäume und Oliven Fuß fassten.
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