Manchmal, wenn man so durch die Weiten des Webs stöbert, stößt man über Portraits und Gemälde, die so realistisch wirken, man mag kaum glauben, dass es sich tatsächlich um Zeichnungen oder Malereien handelt – der Fotorealismus, eine Sparte der Kunst, die zu begeistern weiß und die nicht selten die Frage aufkommen lässt, wie der Künstler das nur gemacht hat.
Als Roy Lichtenstein und Andy Warhol Anfang der 1960er mit ihren reduzierten, minimalistischen Pop Art Gemälden die Kunstwelt umzukrempeln begannen, dachte so manch ein Kunstkritiker bereits, die realistische Darstellungsweise von Menschen und Objekten gehöre der Vergangenheit an – aber weit gefehlt, denn bereits gegen Ende der 1960er entwickelte sich eine Gegenbewegung, die in ihrer Vehemenz nur von den wenigstens Kritikern und Kunstkennern erwartet wurde.
Faszination Fotorealismus
So sehr die Pop Art auch die Kunstwelt zu Beginn der 1960er auf den Kopf stellt, so schnell erlosch auch ihr Reiz wieder, denn auf lange Sicht waren viele Menschen gelangweilt von den immergleichen Formen und Motiven, die nicht genügend Abwechslung boten. Der Realismus, welcher nach Ansicht vieler Kritiker und Kenner schon zu Grabe getragen wurde, fand durch neue Künstler und individuelle Interpretationen neuen Anklang, was auch dazu führte, dass ihm auf der documenta 5 in Kassel im Jahr 1972 ein hoher Stellenwert eingeräumt wurde: Bilder und Plastiken, die vornehmlich von US-Amerikanischen Künstlern stammten, rückten die realistische Abbildung der Wirklichkeit auf eine Weise in das künstlerische Rampenlicht, wie es bis dato noch nicht gemacht wurde. Proteste, die sich während der documenta 5 in Kassel ereigneten und die zurückzuführen waren auf den Bruch langjähriger Tabus, die sich teils aufgrund des Nationalsozialismuses aufgebaut hatten, schmälerten insgesamt den überwältigenden Erfolg der documenta 5 nicht, welche auf der ganzen Welt viel Anerkennung erhielt.
Der Fotorealismus – mehr als nur eine Reproduktion eines Fotos
Einige Kritiker des Fotorealismuses betonen, die Künstler würden lediglich versuchen, ein Foto so detailgetreu wie möglich zu reproduzieren, weswegen ihnen keine eigene Kreativität zugestanden werden kann – eine Ansicht, die verkennt, dass moderne Fotorealisten weit mehr tun, als nur ein Foto zu kopieren, vielmehr betonen sie gewisse Teilaspekte eines Bildes, modifizieren Licht und Schatten, fügen Strukturen hinzu und lenken das Auge, indem sie durch verschiedene Techniken den Fokus beeinflussen. Diese Herangehensweise ist gleichwohl weit subtiler als der abstrakte oder impressionistische Ansatz, weswegen der künstlerische Aspekt leicht übersehen werde kann – es sei denn, man macht sich die Mühe, die geschaffenen Werke in Natura zu betrachten, was so manch ein Kritiker mitunter leider versäumt hat. Wer hingegen schon mal vor einem fotorealistischen Portrait stand und im direkten Vergleich das Foto hat sehen können, welches dem gezeichneten Portrait zugrunde liegt, dem offenbart sich sofort die filigrane Virtuosität, mit der ein Fotorealist das Motiv darzustellen vermag. In dem Sinne macht sich ein Fotorealist das Motiv ebenso zueigen wie beispielsweise ein abstrakter Maler, der durch diffuse Formen und schiere Farbgewalten Szenarien erschafft, welche in ihrer Vehemenz zu erschüttern vermögen – Fotorealist hingegen wie beispielsweise der Portaitmaler Dominik Schmidt, welcher sich spezialisiert hat auf eine ergreifende Darstellung von Menschen und Lebensumständen, richten ihr Hauptaugenmerk auf das Motiv, welches bei ihrem Schaffen im Vordergrund steht. Ihnen ist es kein Anliegen, ihr Ego imposant in die Welt zu schleudern, vielmehr ist es ihnen ein Bedürfnis, das Motiv in seiner Reinheit, Schönheit und Einzigartigkeit zu erfassen und dem Betrachtet verständlich zu machen.
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