Als Helmut Newtons Buch „Pola Woman“ 1992 mit den ersten groben Entwürfen seiner sonst so perfekt ausgestalteten Bildkompositionen erschien, war das für einige bildverwöhnte Newton-Kenner ein Schock. Heute scheint die Zeit für seine Polaroidaufnahmen als fotografische Skizzen dagegen reif zu sein. Bis zum 20. November präsentiert die Helmut Newton Stiftung 300 Bilder auf rund 800 Quadratmetern in der Jebensstraße in Berlin Charlottenburg. Dabei fokussiert die Auswahl auf den Themenbereich Mode - vielleicht Newtons eigentlicher Berufung.
Der aus wohlhabendem jüdischen Hause stammende Helmut Neustädter fühlt sich schon früh von der Welt der Schönen in seinen Bann gezogen. Als junger Mann setzt er deshalb alles auf eine Karte: er bricht die Schule ab und beginnt eine Ausbildung bei der bekannten Modefotografin Yva. Die Lehre leidet allerdings unter der Doktrin des Nationalsozialismus. Yva ist Jüdin und erhält Berufsverbot. Später zählt sie zu den Todesopfern des Dritten Reichs.
1938 kehrt der junge Fotograf seiner Heimat den Rücken. Mit zwei Kameras im Gepäck bricht er zu einer lebenslangen Reise auf. Erst nach Singapur, wo er für eine Tageszeitung arbeitet, dann nach Australien, wo er für fünf Jahre in der Armee dient und dann in Melbourne ein Fotostudio eröffnet. 1946 nimmt er die australische Staatsbürgerschaft an und heiratet June Brown (Alter Ego: Alice Springs), die ihn bis zu seinem Tod 2004 durch sein Leben begleitet.
Durch seine Aufträge für die australische, dann auch für die britische, italienische und französische Vogue entwickelt sich sein Ruhm als weltweiter Star-Fotograf. Seien Bilder steigen zu Ikonen der Kunstfotografie auf. Newton lebt in Paris, Monaco und während der Wintermonate zuletzt in Los Angeles.
Trotz dieses bewegten Lebens bleibt er seiner Geburtsstadt Berlin zeitlebens verbunden. Das beweist auch die Tatsache, dass er ausgerechnet hier die Helmut Newton Stiftung ins Leben ruft. Mit der neuen Ausstellung gibt diese nun auch Einblicke in die operative Vorgehensweise dieses fotografischen Genies. Dabei wird klar, wie konkret Newtons Vorstellungen schon beim Vorab-Bild waren und wie nah an der Endfassung. Kann es also sein, dass die Polaroids die wahrhaften Originale sind?
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