Über den Bazillus Magicus – So wird man Zauberkünstler

Wie wird man eigentlich Zauberer? Nach der Frage "Wie haben Sie das gemacht?" ist dies eine der häufigsten Fragen, die einem Zauberkünstler nach einem erfolgreichen Auftritt gestellt werden.

Manch einer beginnt in so einem Fall zu schwadronieren und erzählt von einer Berufung, die Menschen mit seiner Kunst glücklich zu machen und nach einer mysteriösen Vision mitten in der Nacht habe er den Entschluss gefasst, seine Fähigkeiten zu nutzen und Magier zu werden. In 99 Prozent aller Fälle sieht die Realität anders aus. Sie beginnt zumeist in der Kindheit des Zauberers und heißt „Zauberkasten“. Fast jedes Kind besitzt einen, ist fasziniert von den Wundern, die in der kleinen Kiste stecken und ein kleiner Prozentsatz behält diese Faszination noch, wenn er langsam älter wird. Das ist es, was bei einem Zauberer in Deutschland – und nicht nur da – als Bazillus Magicus bezeichnet wird. Man wird angesteckt von der Faszination der Magie und kommt einfach nicht mehr davon los. Manch einer ist vielleicht immun dagegen, manch einer nicht. Und letzterer wird dann oft irgendwann professioneller Zauberkünstler.

Natürlich hat gute Zauberkunst viel mit harter Übung, großer Fingerfertigkeit und anderen erlernbaren Fähigkeiten zu tun. Den inneren Drang aber, immer wieder auf eine Bühne zu steigen, vor Hunderten von Augenpaaren Dinge zu präsentieren, die in der realen Welt völlig unmöglich scheinen und sich dabei der Gefahr zu stellen, bei dem kleinsten Fehler das Geheimnis hinter den Illusionen preiszugeben ist etwas, das sich nicht rational erklären lässt. Eines ist aber sicher: Wenn ein Zauberer auf der Bühne steht, ist er mit Leib und Seele Zauberer und will nicht nur mit ein paar billigen Tricks das große Geld abzocken. Darum ist professionelle Magie trotz der eigentlich bewussten Täuschung der Zuschauer eine von Grunde auf ehrliche Kunst.