Gewerbeimmobilien im Spiegel der Umwelt

Die Energieeffizienz von Gewerbeimmobilien und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die Umwelt und auch die Betriebskosten standen viel zu lange im Schatten der Euphorie über die Steigerung der Energieeffizienz bei Wohngebäuden. Da Gewerbeimmobilien insbesondere in den Großstädten einen hohen Flächenanteil haben, hat deren Wärmedämmung und Effizienzsteigerung auch einen positiven Einfluss auf das Mikroklima in der Stadt. Gewerbeimmobilien tragen mit niedrigem Energieverbrauch, grünen Dächern und den Verzicht auf große Klimaanlagen zu einer verbesserten Lebenssituation in der urbanen Umgebung bei.

Die Europäische Kommission hat eine Initiative "Green Building" ins Leben gerufen, die den enormen Energieverbrauch bei Gewerbeimmobilien senken soll. Immerhin belasten die Emissionen aus Gebäuden mit einem Anteil von 40 % die Umwelt mehr, als der Verkehrssektor mit seinen enormen Transportleistungen. Eins der umweltfreundlichsten Hochhäuser der Welt ist seit Februar 2011 offiziell eröffnet: Die Zwillingstürme der deutschen Bank in Frankfurt sind einer gelungenen Sanierung unter ökologischen Aspekten unterzogen worden. Der Hausherr kann sich damit ab sofort nicht nur über gesenkte Kosten freuen, sondern auch über die entsprechenden glänzenden Zertifikate für seine Gewerbeimmobilie. Für eine CO2-Reduzierung von fast 90 % und einen um 70 % geringeren Wasserverbrauch  bekam die Deutsche Bank gleich von zwei Instituten Auszeichnungen für vorbildliche Umweltschonung: LEED-Platin und DGNB Gold. Doch was bedeuten diese Zertifikate bei Gewerbeimmobilien überhaupt?

Zertifizierungen für Gewerbeimmobilien

Sowohl für Mieter, als auch Investoren wäre es sehr schwierig, den Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten von Gewerbeimmobilien anhand der einzelnen Rechnungen von Stromlieferanten, Gasversorgern und den Kosten für die Klimatechnik jeweils einzeln und nach unterschiedlichen Methoden heraus zurechnen. Dafür bietet sich ein standardisiertes Verfahren an. Diese Verfahren werden von unabhängigen Institutionen wie beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) durchgeführt. Bei der deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen fließen 60 unterschiedliche Umweltkriterien in die Bewertung ein: Neben Energieverbrauch auch sozio-kulturelle Faktoren und das Umfeld. Dabei variieren die von der DGNB vergebenen Zertifikate von Bronze bis zu Gold. Bronze bedeutet, dass das Gebäude den örtlichen Standards entspricht und kann insbesondere zu einem Qualitätssiegel werden, wenn ein neuer Käufer ansonsten hohe Sanierungskosten befürchten müsste. Das DGNB-Zertifikat bedeutet also mehr als der reine Prüfbericht des Schornsteinfegers. Dieser bestätigt lediglich, dass die ohnehin großzügigen staatlichen Grenzwerte eingehalten werden und keine technischen Gefahren von der Anlage ausgehen. Das DGNB-Zertifikat in Gold sichert den besten, umweltfreundlichen Standard zu, der verfügbar ist. Dieser für moderne Gewerbeimmobilien entwickelte Standard wird inzwischen in Zusammenarbeit mit Projektentwicklern auch für historische Gebäude weiterentwickelt.

Neben dem DGNB Siegel gibt es auch noch andere

Im internationalen Bereich gibt es darüber hinaus auch noch weitere Zertifikate für Gewerbeimmobilien: Das LEED-Zertifikat aus den USA beschreibt Gewerbeimmobilien schwerpunktmäßig anhand des Energieverbrauches und ökologischer Kriterien, ist also eher energieverbrauchsorientiert. Der Green Star aus Australien bewertet hingegen noch viele weitere Aspekte bis hin zur Umgebung der Gewerbeimmobilie und weiteren Standortfaktoren.

Insgesamt gesehen bieten die Zertifikate erstmals eine Chance Gewerbeimmobilien zu vergleichen und die Wertigkeit zu hinterfragen. Bei steigendem Energiehunger der Welt werden die Preise für Heizung und Klimatisierung weiter anziehen, so dass diejenigen Gewerbeimmobilien die Nase vorne haben werden, die ökologisch attraktiv sind und sich die „zweite Miete“ für die Mieter im Rahmen hält.