Deutschland ist ein geographischer und kultureller Begriff, der seit etwa 900 Jahren in Gebrauch ist und hauptsächlich auf das geschlossene Verbreitungsgebiet der deutschen Sprache in Mitteleuropa angewandt wurde. Mit den fortwährenden Änderungen dieses Verbreitungsgebietes im Laufe der Geschichte hat sich auch der Begriffsinhalt des Wortes Deutschland gewandelt. Unklarheiten haben sich namentlich zu allen Zeiten dadurch ergeben, dass der Begriff durch Gewohnheit auch auf die deutsch geprägte Kulturlandschaft angewandt wurde und deren Änderungen sich nicht so rasch vollziehen. Ferner ist eine Mehrdeutigkeit des Begriffes Deutschland auch dadurch entstanden, dass sich verschiedene politische Kräfte seiner zur Bezeichnung ihrer Territorien bedient haben, obwohl sie weder das ganze DeutschlandimSinnedesSprachgebietes umfassten noch notwendigerweise auf deutsches Sprachgebiet allein beschränkt waren. Ein solcher Fall liegt auch in der Staatsbezeichnung »Bundesrepublik Deutschland« vor, denn diese umfasst nur einen Teil des deutschen Sprach- und Kulturraumes in Mitteleuropa. Gemessen an der Ausdehnung des deutschen Sprachraumes zwischen den beiden Weltkriegen fallen nur etwa zwei Fünftel auf die Bundesrepublik Deutschland, bezogen auf die Verhältnisse bis zum Ersten Weltkrieg noch erheblich weniger. Der politische Gebrauch des Begriffes Deutschland einerseits, die im Vergleich zum Sprachgebrauch größere Dauerhaftigkeit deutscher Kulturlandschaftselemente andererseits haben nach den erheblichen Grenzveränderungen infolge der beiden Weltkriege in der politischen Polemik dem Begriff Deutschland einen revanchistischen Beigeschmack gegeben. Deshalb wird er im sozialistisch-sowjetischen Machtbereich nicht mehr verwendet. Die fast vollständige Austreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus dem Teil Deutschlands östlich von Oder und Neiße und aus Böhmen und Mähren nach dem Zweiten Weltkrieg hat dazu geführt, dass hier die Ausdehnung der deutschen Kulturlandschaft nicht mehr mit dem Verbreitungsareal der deutschen Sprache identisch ist. Daher gibt es heute in Polen an den einstigen deutschen Grenzen deutliche Kulturlandschaftsunterschiede. Dies ist in der CSSR weniger der Fall, da sie bis 1919 als Bestandteil der Donaumonarchie ohnehin eine deutsch geprägte Kulturlandschaft erhalten hatte. Im kulturlandschaftlichen Sinne kann heute noch für die Ausdehnung Deutschlands gelten, was 1841 Hoffmann von Fallersleben formulierte: »Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt« mit einer Einschränkung im Hinblick auf den Sprachgebrauch im Osten. In diesem Kernraum Mitteleuropas leben gegenwärtig 85 bis 90 Millionen Menschen, die sichdesDeutschenalsMuttersprache bedienen. Sie sind überwiegend Angehörige eines der vier Staaten: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, Deutsche Demokratische Republik, Bundesrepublik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft (Confoederatio Helvetica). Außerhalb der Grenzen dieser Staaten, jedoch in unmittelbarer Fortsetzung des deutschen Sprachgebietes, leben deutsch-sprechende Minderheiten in Dänemark, Belgien, Frankreich, Italien, der Tschechoslowakei und in Polen.
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