Die Wissenschaft und Kunst der Magie ist im Lauf der letzten Jahrzehnte zunehmend zu einer populären Freizeit-Beschäftigung für Teemager geworden und wird auch als solche von den Medien behandelt. Ihre historischen Wurzeln reichen jedoch wesentlich tiefer, bis in die Vorgeschichte hinein. Auch ihr positiver Einfluss auf die Entwicklung der abendländischen Kultur wird dabei gerne übersehen.
Die autistische Selbsteinkapselung vieler okkult-esoterischer Gruppen und Individuen wird der großen humanistischen Tradition der Magie nicht gerecht. Die bedeutende Wende zur Indvidualisierung des Menschen während der Renaissance wirkte im gesellschaftlichen und welthistorischen Kontext ebenso wie in der zur gleichen Zeit aufblühenden hermetisch-neuplatonischen Magie, in welcher die moderne Magie und Esoterik wurzeln.
Die dem Aufblühen folgende, durch Gegenreformation und Aufklärung bewirkte Verdrängung und Abseitsstellung der magischen Kunst hat ihr einen Stempel der ungeliebten Aussenseiterrolle als schwarzes Schaf der Kulturgeschichte aufgedrückt, durch welchen unglücklicherweise allein sich heute viele mit der Magie zu identifizieren scheinen und so sich in ihrem psychisch defizitären Erleben masochistisch bestätigen. Sich in der Stigmatisierung als ungeliebte Söhne und Töchter zu suhlen und aus der familieninternen Ablehnung die rebellische Kraft zu gewinnen, seinen eigenen Weg zu finden, ist jedoch nur ein möglicher "Gewinn", der aus der Magie gezogen werden kann. Einer, der durch die historische Entwicklung von ihr nicht wohl gesinnten Kräften in die Magie als subkulturelle Freakdisziplin hinein gelegt wurde.
Das ursprüngliche Selbstverständnis der Magie jedoch, insbesondere ihrer neuzeitlichen Entwicklung seit dem 13. Jahrhundert, ist ein anderes. Pico und Giorgi diskutierten mit dem Vatikan, mit Fürsten und Gelehrten, arbeiteten und tauschten sich mit großen Künstlern und Herrschern aus, Reuchlin und Agrippa in Deutschland mit Melanchthon, Luther und Dürer, mit Erasmus von Rotterdam, Thomas Morus in London. Auch Sir John Dee’s Rolle am elisabethanischen Hof, später auch in Europa und Deutschland, war bekanntlich eine sehr einflussreiche gewesen. Ihre kulturhistorische Bedeutung hat die Magie als offizielle Disziplin seit dem 16. Jahrhundert eingebüßt, ihre Lehren und Inhalte aber an Künstler und Wissenschaftler weitergegeben, die damit auf höchst kreative Weise umgingen - und noch in der Gegenwart sich ihres kreativen Potenziales bedienen.
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