Senioren verwechseln Wohnprojekte oft mit einer Rundum-Servicestation

Am Beratungstelefon ist eine 85 Jahre alte Dame. Sie lebt allein in ihrem großen Haus mit Garten: "Ich habe mir nie Gedanken darum gemacht“  sagt sie „Ich dachte immer, den Haushalt schaffst Du schon. Aber jetzt geht es einfach doch nicht mehr - in welches Wohnprojekt kann ich einziehen?"
Vorstellungen wie diese sind geradezu typisch bei vielen älteren Menschen, die sich an Wohnforumplus.de wenden.
Für diese Wohnform interessiert sich diese Dame jedoch viel zu spät. Ihr bleiben letztlich nur noch eine Seniorenresidenz oder betreutes Wohnen.
Zugegeben, wer befasst sich mit Mitte 50 schon gern mit dieser Thematik?  Wer möchte sich schon selbst mit kommenden Handicaps konfrontieren und sich Gedanken über den Zeitpunkt machen, ab dem man auf die Hilfe anderer angewiesen ist?
Um solch eine Gemeinschaft muss man sich jedoch schon frühzeitig kümmern. Derzeit ist  es noch eine Minderheit, die so nüchtern in Ihre Zukunft blickt, auch wenn es mittlerweile schon hunderte solcher selbst-organisierter  Projekte über ganz Deutschland verstreut gibt.
Der Vergleich mit einer schmelzenden Eisscholle ist hier ganz treffend - Die eigenen Kinder haben meistens selbst genug mit ihrer Familie und dem Beruf zu tun, obendrein wohnen sie oft noch weit entfernt. Freunde und Bekannte werden nach und nach sterben und die täglichen Wege und Tätigkeiten werden immer beschwerlicher. Wer sich erst mit den Alternativen zu den angestammten vier Wänden
befasst, wenn er durch den plötzlichen Oberschenkelhalsbruch schnell eine Lösung benötigt ist eindeutig zu spät dran.
Denn in ein Wohnprojekt kann man nicht beliebig einchecken, wie in ein Hotel und dann erwarten, dass einen die Jüngeren pflegen werden. Ganz davon ab, wer sollten diese überhaupt sein, wenn jeder Bewohner erst mit Mitte 70 auf die Idee kommt Bewohner eines Wohnprojekts, einer WG, werden zu wollen?
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