Wie der Kapitalismus das Gefühl der Liebe unterminiert

Zu den kulturellen Widersprüchen, die den Kapitalismus kennzeichnen, gehört der Gegensatz von romantischem Liebesideal und der kalten Welt der Ökonomie. So, wie die Konsumsphäre mehr und mehr auf romantische Gefühle abzielt, geraten die Intimbeziehungen immer stärker in Abhängigkeit von dem Erlebnis des Konsums. Fast alle Ausdrucksformen von Liebe sind käuflich. Die Liebe, gedacht als ein anderer Ort des Marktes, ist heute gar nicht möglich ohne ihn.

Nicht immer ist man kompatibel und was bringt es, in eine Beziehung zu investieren, wenn der Lebensabschnittpartner nicht die richtige Beziehungskompetenz aufweist. Aber eines magischen Tages wird es soweit sein: Der oder die Richtige ist da und wir werden uns zusammentun und nie wieder allein sein. Während die romantische Liebe sehr wichtig für uns wurde, wurde es gleichzeitig auch immer schwieriger sie zu erkennen, und sie zu leben. Aber uns bleibt keine Wahl. Wir müssen lieben. Nur so wird der Mensch zum Original. Das einzigartige Gefühl, das anders ist als das Alltägliche: Doch wie lässt sich das in den Alltag hinüberretten? Wir sind auf einem gewagten Parforce-Ritt durch die Geschichte eines Mythos voller Paradoxien! Der Kapitalismus hat die Liebe kolonisiert.

Viele Leute, die die romantische Liebe nicht leben oder sie jemals erfahren haben, spüren (oder andere lassen es sie spüren), dass irgendetwas ernsthaft fehlt in ihrem Leben. Das ist die Quelle eines enormen, tragischen Widerspruchs, einer Tragödie der modernen Existenz: Auf der einen Seite haben wir eine beispiellose historisch gewachsene Sehnsucht nach romantischer Liebe, auf der anderen haben wir auch die Mittel erschaffen um die Möglichkeit auf eine lang anhaltenden Liebe zu untergraben. Doch was Liebe nun letztlich wirklich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.