Damit zu den in Österreich geläufigen Immobilienwertpapieren und da steht eine eindeutig im Vordergrund: die Immobilienaktie (Immobilien-AGs). Immobilienaktien gibt es in Österreich seit dem Beginn der 1990er- Jahre. Die ältesten, heute bestehenden Immobilien-AGs sind die CA Immobilien AG und die Erste Immobilien AG, den Durchbruch schaffte diese Investmentform allerdings mit der Immofinanz AG, die von der Constantia Privatbank AG gemanagt wird. Alle diese Gesellschaften können über zehn Jahre hinweg Ertrage jenseits von fünf Prozent pro Jahr ausweisen, die Immofinanz sogar von fast zehn Prozent p. a. Und diese Erfolgsgeschichte brachte im Sicherheitsdenken, das ab dem Jahr 2001 um sich griff, den Durchbruch: nachweisbare zehn Prozent Ertrag waren ab 2001 schon etwas, als sich viele Techno-Fonds als Luftblasen herausstellten, und das Interesse wuchs gewaltig.
Ab 2004 rückte mit Zentral- und Osteuropa ein weiteres starkes Verkaufsargument in den Mittelpunkt: für Privatanleger erscheint es ein sinnvoller Kompromiss aus Chance und Risiko, über Immobilienbeteiligungen am aufstrebenden Markt teilzuhaben, und die meisten österreichischen Immobilien-AGs investieren heute auch wirklich massiv in Ungarn, Tschechien, Rumänien, Bulgarien, aber auch in Russland.
Per März 2006 notierten folgende Immobilien-AGs auf dem Kurszettel der Wiener Börse:
> CA Immobil1ien AG
> ECO Business AG
> Conwert AG
> Immofinanz
> Immoeast
> Meinl European Land
> SEG Immobilien AG
Speziell Immofinanz, Immoeast und Meinl European Land sind in den letzten Jahren zu Gesellschaften angewachsen, die man zu den Branchengrößen in Europa zahlen kann und zu den Großinvestoren in Ost- und Zentraleuropa. Große allein ist für den Anleger aber bekanntlich nicht alles. So schon die Kursgewinne der letzten Jahre, so hoffnungsvoll die Perspektiven für die Zukunft, man darf nicht glauben, dass Immobilien automatisch für Sicherheit und Ertrag garantieren. Nicht nur weil ironischerweise die größten Anlegerleiten und -betrügereien aus Immobilienbeteiligungen kamen, denn sowohl IMMAG/Bautreuhand als auch Residenz hinterließen bei zehntausenden Anlegern bleibenden Vermögensschaden. Sondern auch, weil Immobilien zwar fest am Boden stehen, aber trotzdem in wirtschaftliche Probleme kommen können. Viele Immobilien sind beispielsweise zu einem hohen Grad mit Kredit finanziert. Steigen die Zinsen stark, so wirft das nicht nur den einen oder anderen Privaten um, sondern auch Immobilieninvestoren. Manche Immobilienprojekte stellen sich auch als schlicht und einfach unrentabel heraus, es gibt leer stehende Einkaufszentren und Bürotürme in allen Teilen der Welt. Schließlich durchleben Immobilien überall auf der Welt Zyklen, und auch Immobilienpreise können dramatisch fallen, beispielsweise weil rundherum zuviel gebaut wird. Das soll Ihnen nun nicht die Lust an diesen Aktien nehmen, aber Sie davor warnen, sie als sicher zu betrachten, egal wie dafür geworben wird. Sie sind genauso nur als Beimischung geeignet wie Hedge-Fonds, Emerging-Markets-Fonds, Rohstoffe usw. Die Immobilien-Aktien haben übrigens noch altere und auch weniger attraktive Schwestern: die Vorläufer der Aktien waren die Immobilien-Genussscheine. Einige der seit 1987 aufgelegten Papiere notieren noch immer an der Börse und bringen gar keine so schlechten Ertrage, obwohl sie angesichts des Booms der Immobilienaktien wenig beachtet werden. Die meisten "alten" Genussscheine sind wieder vom Kurszettel verschwunden, andere wieder neu dazugekommen, wobei diese Wertpapiere einen speziellen Nachteil gegenüber Aktien haben: Sie verbriefen nicht die Rechte des Aktionärs, es gibt kein Stimmrecht in der Hauptversammlung und weniger Kontrollrechte in Gesellschaften, die sowieso schon sehr schwer zu kontrollieren sind, da viel an der Bewertung der Immobilien hängt.