Haben Tiere eine Seele - Die Geschichte der Westfalen-Stute Aysha
Noch etwas verunsichert schritt Aysha der Koppel entgegen, die ihre neue Heimat werden sollte. Soweit das Auge sah, nur Weiden und Wälder. Gut Krägeloh, ein Ort der Sicherheit für die junge Westfalen-Stute, die in ihrem Leben viel Leid erdulden musste. Nach einigen Tagen des Eingewöhnens durfte sie die Pferde des Hofes begrüßen und fortan mit ihnen leben. Das friedliche Bild der grasenden Pferde inmitten einer großartigen Natur milderte die Erinnerung an Ayshas Leidensweg.
Vorausgegangen waren viele Monate des Bangens, denn Aysha war schwer krank zu unserem Tierschutzverein zurückgekommen, bei der erst 4 Jahre alten Westfalen-Stute ging es um Leben und Tod. Die kleine Stute aber wollte leben und kämpfte mit ihrer schweren Erkrankung, der Borreliose.
Aysha vermittelten wir ein Jahr zuvor in den Schwarzwald, nachdem wir sie ihrem Besitzer abgekauft hatten, der sich aus wirtschaftlichen Gründen von ihr trennen wollte. Schlachthof ? Pferdetransport ? Davor wollten wir sie bewahren.
Die Besitzer eines Reiterhofes im Schwarzwald interessierten sich für Aysha. Sie überzeugten uns, dass sich das Tier bei ihnen wohl fühlen würde und holten sie ab. Wir blieben in telefonischem Kontakt, erhielten viele Fotos und Aysha ging es angeblich sehr gut. Das Blättchen wendete sich, als die kleine Stute erkrankte. Der Zustand wurde vor uns verheimlicht und den Tierarzt sparte man sich, um Kosten zu umgehen. Was uns weiterhin veranlasste, zu telefonieren um uns nach dem Wohlergehen der Stute zu erkundigen, können wir nicht sagen. Es war so ein Gefühl. Bei weiteren Kontakten erfuhren wir, dass Aysha`s Zustand schlecht sei und sie nur noch aus Haut und Knochen bestand. Der Schock darüber war groß und wir veranlassten eine Abholung innerhalb von 2 Tagen. Während der stationären Unterbringung auf dem Hof der Tierärztin Claudia Bretthauer in Warburg erfuhren wir, dass Aysha den Transport so gerade noch überstanden hätte und ihr Tod auch bald darauf eingetreten wäre. Keiner glaubte so recht, dass dieses Pferd noch zu retten sei.
Als wir die kleine Stute wieder sahen haben wir geweint. Da stand sie, mit hängendem Kopf, auf wackeligen Beinen, abgemagert, die Augen tief eingefallen. Sie war so traurig und wir waren es auch. Umfangreiche Blutuntersuchungen ergaben, dass Aysha durch Zeckenbisse infiziert war. Die Borreliose wurde mit Antibiotika behandelt und als zunächst keine Besserung eintrat, mussten wir noch einen weiteren Tierarzt hinzuziehen, der zusätzliche Medikamente einsetzte. Endlich ging es Aysha besser. Allmählich erholte sich auch ihr äußerer Zustand, sie wurde regelrecht aufgepäppelt. Alle, die mit ihr zu tun hatten, gaben sich enorm viel Mühe und nur durch diesen Einsatz hat sie überlebt. Sie war so lieb und sanft, durfte nach ihrer Genesung ihre Box verlassen und sich in Pferdegesellschaft aufhalten. Sie bereitete nie Probleme, alle liebten sie.
Es kam der Tag, da konnte sie den Hof der Tierärztin und ihre Pferdefreunde verlassen. Jetzt musste Aysha noch einmal von vorne anfangen, eine neue Umgebung, neue Menschen und neue Freunde kennen lernen, 7 Isländer-Pferde. Isländer sind temperamentvoll und dennoch sanftmütig, genau wie Aysha.
Viele Monate später schrieb uns ihr neuer Besitzer: „Aysha hat zwischenzeitlich ihre westfälische Staatsbürgerschaft aufgegeben und wird wohl bald einen isländischen Pass erhalten, ich will sagen, dass sie voll in die Herde integriert ist. Sie ist total ausgeglichen und benötigt keinerlei Medizin. Körperlich ist sie wieder voll in Ordnung. Sie ist schon ein lieber Schatz." Aysha hat ihren zukünftigen Stall gefunden: Gut Krägeloh, ein idyllischer Platz, ein Paradies für Tiere.