Porträt: Die Arbeit eines Literaturagenten auf der Buchmesse
Literaturagenten sind in Deutschland noch eine seltene Spezies. Während in den skandinavischen Ländern oder in den USA, aber auch in Fernost eigentlich nichts mehr ohne sie geht, etablieren sie sich in unserem Land nach und nach. Die Vorteile liegen dabei klar auf der Hand, auch wenn die Skepsis bei alteingesessenen und manchmal negativ vorbelasteten Autoren groß ist. Aus dem Alltag eines Literaturagenten berichten wir hier…
"Ich bekomme jetzt noch Anfragen, ob ich auf der Buchmesse Zeit für Autoren habe", sagt Rodja Smolny, Aushängeschild der schwedischen Literaturagentur "Lindbergh & Well" im deutschsprachigen Raum. "Dabei bin ich seit Wochen ausgebucht, selbst beim Essen sitze ich mit Kollegen aus aller Welt zusammen", so Smolny.
Er macht dabei allerdings keinen traurigen Eindruck, er freut sich auf das weltgrößte Treffen seiner Branche. Dabei findet das Geschäft nicht unbedingt auf der Messe statt, vieles läuft im Hintergrund, vorher und hinterher. Aber er spart sich so manchen Flug über den Teich und in andere ferne Länder. "Ich spreche überwiegend mit Verlegern und Autoren, denn sie sind es, die ich zusammenbringen möchte", erklärt Rodja Smolny, dessen Kerngeschäft genau dies ist: Die Vermittlung zwischen den Welten.
Er kann es gar nicht verstehen, dass Autoren immer noch selbst versuchen, bei den Verlagen zu landen. Literaturagenten sind vernetzt, sie sind bei den Verlagen bekannt und nehmen den Programmleitern eine Menge Arbeit ab - nämlich die der Vorauswahl. Für Autoren ist das ganze kostenlos. Erst wenn die Vermittlung erfolgreich ist, erhält die Agentur von dem, was der Autor erhält, eine Provision von 15%. Überaus fair, findet Smolny, der die Skepsis in der deutschen Autorenlandschaft nicht immer nachvollziehen mag. "Lesen Sie Ken Follets Beschreibungen über seinen Literaturagenten, das ist eine Hymne an meine Kollegenin Skandinavien und den USA", meint Smolny, der sein Licht im übrigen gar nicht so gern in die Öffentlichkeit stellt. "Wir arbeiten viel lieber im Hintergrund und überlassen es den Verlagen, mit ihren Autoren anzugeben", erklärt er die bescheidene Linie des skandinavischen Mutterhauses.
Und dann muß er auch weiter, denn es wartet schon wieder ein Telefonat mit einem Autor. "Ich habe den besten Job der Welt", ruft Rodja Smolny noch, bevor er um die Ecke verschwunden ist. Und man gewinnt den Eindruck, dass man am liebsten Autor wäre, um mit ihm zusammen an einem neuen Projekt arbeiten zu dürfen.
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