Auch diesen Sommer darf wieder auf Festivalplätzen campiert, getanzt oder auch einfach abgehangen werden. Nachdem der Sommer lange auf sich warten ließ und es letztendlich fragwürdig bleibt, ob er dieses Jahr je wirklich ankommt, haben wenigstens musikalisch die Festivals in Deutschland viel zu bieten. Musik-Massen-Veranstaltungen haben noch keine lange Tradition. Tatsächlich versammeln sich ungefähr erst seit den 1960ern Menschen auf Festival-Wiesen, um mehreren Musikgruppen dabei zuzusehen, wie sie sich abwechselnd eine Bühne teilen. „Woodstock“ ist hierbei sicherlich ein gängiger Begriff, der vielen geläufig sein sollte.
Die Zeiten ändern sich auch für das Phänomen „Festival“
In Deutschland gilt Marek Lieberberg als eine Art Guru der Festivalorganisation und das kommt nicht von ungefähr. 1985 veranstaltet er das erste „Rock am Ring“ am Nürburgring, damals mit insgesamt 17 musikalischen Acts, wie U2, Marius-Müller Westernhagen und Joe Cocker. Im Jahr 2013 waren es inzwischen schon 83 Bands und was damals noch 49 Deutsche Mark kostete, ist inzwischen auf einen Ticketpreis von 152,50 angewachsen. Während im ersten Jahr das Festival am Ring mit 75.000 Zuschauern ausverkauft war, waren in diesem Jahr bereits im Januar alle 85.000 Tickets restlos ausverkauft. Auch die Umsätze stiegen erheblich. Selbst in einer relativ kurzen Zeitspanne von 2009 bis zum Jahr 2011 wuchsen diese gut ein Drittel auf 386 Millionen Euro an. Trotzdem gelten die Zuschauerzahlen als eher rückläufig, was aber nicht unbedingt an der schrumpfenden Beliebtheit von Festivals liegt, sondern vielmehr an den steigenden Ticketpreisen und der neuerlichen vielfältigen Auswahl an Festivals, die in Deutschland veranstaltet werden.
Kostenfaktor PA-Technik
So besuchten nach einer GfK-Studie, die über den Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft in Auftrag gegeben wurde allein im Jahr 2011 6,5 Millionen Zuschauer die Festivals dieser Lande. Das mag erst mal nicht wenig klingen, die Kalkulation für ein Festival ist jedoch immer sehr knapp, sodass im günstigsten Fall gerade mal 7-8 % Gewinn für den Veranstalter abfallen. Was jedoch den Betreiber eines Festivals zu Gute kommt, ist der rapide voranschreitende technologische Fortschritt, der sich beispielsweise im Bereich günstiger und dennoch extrem leistungsfähiger Aktivlautsprecher und weiterem Bühnenequipment von hoher Qualität zu niedrigen Preisen niederschlägt. Da ein Festival ein relativ junges Phänomen ist und vor allem für junge Leute die musikalischen Massen-Events wahre Magneten sind, ist jedenfalls nicht damit zu rechnen, dass der Trend trotz derzeit rückläufiger Besucherzahlen gestoppt wird. Im Gegenteil, es wird wohl eher in die Richtung gehen, dass es mehrere, kleinere Festivals geben wird und sich bei den großen die Spreu vom Weizen nach und nach trennt. Im Folgenden seien die Bekanntesten und vielversprechendsten Veranstaltungen der Festival-Saison 2013 vorgestellt.
Die Schwergewichte der musikalischen Vielfalt
„Rock am Ring“, das vom 7. bis 9. Juni stattfand, wurde bereits erwähnt und war mit Thirty Seconds to Mars, The Killers, Green Day und vielen weiteren Bands ein durchschlagender Erfolg. Die niedersächsische Einheitsgemeinde Scheeßel ist vor allem für das „Hurricane“-Festival bekannt, auf dem dieses Jahr mit Rammstein, den Queens of the Stone Age, den Artic Monkeys, Paul Kalkbrenner und vielen mehr vom 21. – 23. Juni ein sehr namhaftes Line-Ups aufgeboten wurde. Noch ausstehen tut das immer beliebter werdende „Wacken Open Air“. Dieses lässt vom 1. bis 3. August alteingesessene Größen, wie Deep Purple, Motörhead und auch Alice Cooper über die PA-Lautsprecher verstärken und ist auch in der zweiten Reihe mit Bands wie Danzig und Nightwish bestens besetzt.
Das sind die drei Großen der Festival-Szene, doch muss es nicht immer pompös und riesig sein, um einmalig zu werden. Mehrere kleine Festivals warten inzwischen mit vielen sowohl national, wie international Bekannten Acts auf. Auch hier seien die interessantesten Vertreter erwähnt.
Kleines Festival, große Gigs
Vom 18. bis 21. Juli kann auf der „Burg Herzberg“ in Hessen etwas Hippie-Flair geschnuppert werden. Steve Hackett und die Spin Doctors sind nur einige Acts, die für das richtige Ambiente aus Freiheit und Musik vor dem Hintergrund einer historischen Kulisse liefern. „Rock’N’Heim“ hat seine Namensähnlichkeit nicht von ungefähr mit dem aus der Formel-1 bekannten Hockenheimring. Vom 16. bis 18. August lassen unter anderem System of a Down, die Ärzte oder auch die legendären Nine Inch Nails, sowie die Comedy-Hardrocker von Tenacious D. ihre Sounds aus den PA-Boxen schallen. In Eschwege findet vom 8. bis 11. August das „Open Flair Festival“ statt. Hier sind alte Bekannte wie die Sportfreunde Stiller, Deichkind oder auch Punk-Veteranen wie Nofx oder Bad Religion zu erwarten. Einen wahrer Geheimtipp soll aber auch noch erwähnt werden. Während die bisher erwähnten „kleineren“ Festivals allesamt in einem mittleren bis maximal leicht gehobenem Preissegment anzusiedeln sind, ist das „Stemweder Festival“, das am 16. und 17. August in der Nähe von Osnabrück stattfindet, ehrenamtlich organisiert und deswegen völlig kostenfrei. Die Acts lassen sich mit der Elektronik-Band Captain Capa oder auch den unvergleichlichen Eläkeläiset mit ihren Humppa-Coverversionen durchaus sehen.
Das Fazit
Was in den 1960ern mit Flower-Power-Generation seinen Anfang nahm, ist inzwischen extrem kommerzialisiert worden. Nachfrage schafft Produktion. Das dabei vor allem kleinere Festivals gar nicht so schlecht neben den Großen der Branche aussehen, ist vor allem günstiger Bühnentechnik, wie PA-Anlagen, Gitarrenverstärkern, PA-Subwoofern und vielen weiteren technischen Geräten rund um das weite Feld der Consumer Electronic geschuldet, die trotz ihres niedrigen Preises mit hochqualitativen Bauteilen ausgestattet sind, was sich dann auch in einem exzellenten Klang wiederspiegelt. Die enge und extrem dünne Gewinnspanne der Festival-Veranstalter sorgt dafür, dass immer mehr große Konzerne als Financiers mit ins Boot bei der Festivalplanung geholt werden. Was Pionier Marek Lieberberg in den Jahren 1985 noch als großes Abenteuer bezeichnete, wurde im Laufe der Zeit immer mehr zu einem Sammelpunkt für Manager, Marketing-Spezialisten und Anwälten, die oft wirtschaftliche Interessen vor künstlerischen stellen, da sonst das Festival nicht finanzierbar wäre und deshalb ganz ausfallen würde. Doch muss deswegen nicht zwangsläufig der Trend hin zu reinen Kommerz-Festivals gehen. Gerade die kleineren Veranstaltungen, die noch mehr von ihrem Flair, als von großen Namen leben, machen vor, wie etwas geschaffen werden kann, das sowohl musikalisch begeistert, aber dennoch für alle Seiten bezahlbar bleibt.
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