Die katholische Herz-Jesu-Gemeinde auf dem Prenzlauer Berg hatte vor zehn Jahren etwa 3.800 Mitglieder. Inzwischen sind es 9.300. Das berichtete der „Tagesspiegel“ vor wenigen Tagen. Insgesamt nehme die Frömmigkeit in dem Szeneviertel zu. Kirchen, von denen man nach der Wende dachte, sie würden nicht mehr gebraucht, scheinen plötzlich zu klein, um die Gottesdienstbesucher aufnehmen zu können. Der Heilige Geist, scheint’s, wirkt dort, wo man es am wenigsten erwartet hätte. Tatsächlich wurde er wohl eher importiert. Immerhin stellen auch Immobilienmakler fest: Der Prenzlauer Berg, einst hippes, alternatives Hausbesetzer-Viertel, entwickelt sich mehr und mehr zum Zentrum einer neuen Berliner Bürgerlichkeit. Die wenigsten Studenten können sich noch die bisweilen horrenden Mietpreise leisten, berichten einschlägige Magazine. Eine Dachwohnung auf dem Prenzlberg sei zurzeit sehr angesagt. Vor Allem gutverdienende Rheinländer und Bayern seien in den letzten Jahren zugezogen – alles gutkatholische Stammklientel. Man darf sich also nicht allzu sehr wundern, wenn die Kirchen sich allmählich wieder füllen. Überhaupt ist der Prenzlauer Berg, wie die „Zeit“ vor einigen Wochen in einer Reportage schön herausarbeitete, zum Epizentrum einer neuen Bürgerlichkeit geworden; Bio-Läden, Yoga-Zentren und Vorschulen sind längst etabliert, wer diese Angebote nicht nutzt, wird eher mal schräg angesehen, wenn überhaupt. Zu dieser Bourgeoisie gehören, wen wundert’s, auch ein paar traditionelle Wertvorstellungen. Und unter diesen spielt sicherlich die Religion, die Kirche, Christus etc. eine herausragende Rolle. Zumal, das kommt auch noch dazu, viele Bewohner des bürgerlichen Hausbesetzerbergs junge Kinder haben. Und mal ehrlich – was soll man denen lieber mit auf den Weg geben, Iggy Pop oder die Jungfrau Maria?
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