Es ist 17h13, Dienstag, im Dezember, ich sitze immer noch im Büro. Vor den Fenstern ist es längst dunkel. Ein paar Kollegen haben sich schon verabschiedet. Mein Magen rumort bedrohlich. Vielleicht sollte ich mich zusammenreißen, und endlich Feierabend machen – zu viel Arbeit kann nämlich tödlich sein. Wie bei dem japanischen Toyota-Angestellten, der im Jahr 2002 nach rund 106 Überstunden und 45 Überminuten in einem Monat kommentarlos starb. Am Arbeitsplatz, versteht sich. Die Gerichte gaben jetzt der klagenden Witwe Recht und bestätigten, was der Autokonzern bis heute nicht eingeräumt hat – der Mann habe so viel zu tun gehabt, er hätte gar nicht nach Hause gehen können. Fragt sich freilich, warum er nicht gekündigt hat – 106 Überstunden im Monat, dazu muss er theoretisch durchschnittlich fünf Stunden Mehrarbeit pro Tag geleistet haben. Das ist, gelinde ausgedrückt, schockierend und grotesk. Ich kann mir keine Umstände vorstellen, unter denen man eine solche Arbeit fortsetzen mag – aber die japanische Mentalität unterscheidet sich bekanntlich von der deutschen; wer das noch nicht wusste, sehe sich die Filme von Kurosawa an. Jedenfalls wirft der Vorfall – weitere Arbeitstode sind nicht bekannt geworden – ein schlechtes Licht, nicht nur auf den Autokonzern, sondern auf die gesamte japanische Wirtschaft. Ist auch meine Playstation ein Produkt endloser Überstunden? Vermutlich.
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