Ein paar Gedanken zu Steven Soderberghs Krimi aus dem Berlin der Nachkriegszeit.
Unter Hollywoods erfolgreichen Regisseuren ist Steven Soderbergh eine Ausnahme. Er ist erstaunlich klassisch, und erstaunlich eigensinnig. Und, was noch mehr verblüfft: Meist lassen die Studios ihm seinen freien Willen. Nach „Sex, Lügen und Video“ drehte er „Kafka“, den man bestenfalls als durchwachsen bezeichnen kann, und ein paar nette Filmchen, ehe er mit einer Reihe von Thrillern – „Out of Sight“, „Erin Brokovich“, „Traffic“ – das Herz der Filmstadt im Sturm eroberte. Seine lässige, aber präzise Erzählweise erinnert in ihren besten Momenten an Regie-Legenden wie John Huston, gelegentlich haftet seinen Filmen (und besonders den Komödien) aber auch etwas fades, beliebiges an. Zwischen „Ocean’s 12“ und „Ocean’s 13“ (gut, ehrlich gesagt hat er auch „Bubble“ und „Eros“ gemacht, aber…) gönnte er sich das nostalgische Starvehikel „The Good German“ – ein Film, der irgendwie untergegangen zu sein scheint. Was indes nicht an seiner Qualität liegt: Es handelt sich um einen handfesten, wenn auch etwas behäbigen Krimi im Berlin der Nachkriegszeit. Kein Oscar-Favorit; aber auch alles andere als verschwendete Kino-Zeit. Warum also versickerte der Film so heimlich, still und leise in den Annalen Hollywoods? Die Antwort mutet seltsam an – gerade weil er so perfekt ist. Denn sowohl technisch, als auch erzählerisch ist dem intellektuellen Filmemacher Soderbergh eine so perfekte Hommage an die Krimis der Vierziger, und besonders Orson Welles‘ „Der dritte Mann“ (dessen berühmtes Zitter-Motiv ein paarmal angedeutet wird) gelungen, dass man gar nicht glauben mag, es sei ein zeitgenössischer Film. Und nicht mal George Clooney, Cate Blanchett und Tobey Maguire können dem Streifen zu dem Adjektiv „modern“ verhelfen. Die Fälschung ist einfach zu gut. Von den opening titles über das Poster, die Kameraeinstellungen, die Dialoge und die Musik bis hin zu den deutlich überbelichteten Aufnahmen: Alles wirkt so präzise nachgestellt, dass der Film einfach untergehen musste. Es ist, als wäre der „Dritte Mann“ mit fünfzig Jahren Verspätung herausgekommen. Bemerkenswert, sicherlich; aber ein so immenser Anachronismus, dass er kaum wahrgenommen würde in der Masse zeitgenössischer, eben moderner Filme. Schade eigentlich.
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