Unter tertiären Geschlechtsmerkmalen versteht man die vor allem bei höher entwickelten Lebewesen auftretenden psychologischen, soziologischen geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen. Primäre Geschlechtsmerkmale sind alle, die bei Geburt vorhanden sind; also die Geschlechtsorgane. Sekundäre Geschlechtsmerkmale entwickeln sich im Laufe der Pubertät, hierzu zählen beispielsweise Brüste, Körperbehaarung und gegebenenfalls der Adamsapfel beim Mann. Tertiäre Geschlechtsmerkmale sind dagegen nicht körpereigen, sondern werden „von außen“ angebraucht. Dazu gehören, beispielsweise, bei Frauen Körperschmuck (Ohrringe, Ketten, Ringe) und Kosmetik (Make-up, Rouge, Lippenstift), bei Männern eine bestimmte Kleidungs- (Anzug, Hose) und Berufswahl (Handwerk, Militär), sowie patriarchalisches Verhalten in sozialen Gruppen. Der Begriff „tertiäre Geschlechtsmerkmale“ ist allerdings sehr umstritten, da die genannten Beispiele in verschiedenen Kulturen variieren oder gar nicht vorkommen. An ihre Stelle treten andere. Insofern könnte man auch von tradierten Rollenbildern sprechen. Darin unterscheiden sich die tertiären von den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen, welche allen Menschen eigen sind. Im Falle der tertiären Geschlechtsmerkmale sind sich Forscher nicht einig, ob – und wenn ja, wie weit – es sich nicht auch um angelernte, angenommene Rollenbilder handelt, die einer biologischen Grundlage entbehren. Zwar sind Schönheit und körperliche Attraktivität zweifellos entscheidende soziale Faktoren im menschlichen Zusammenleben – ob aber Frauen beispielsweise biologisch dazu veranlagt sind, diese Attribute mittels Kosmetik aufzuwerten, ist eher fraglich. Genauso, wie Männer nicht zwangsläufig patriarchalisch handeln müssen; ein solches Verhalten wurde ihnen höchstens beigebracht.
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