Der Blick nach draußen. 100 Jahre Geschichte des Fensters

In den Gründerzeitjahren wurden meist Doppelfenster aus Holz für die repräsentativen Wohnbauten in den Städten verwendet. Auch in industriellen Bauten, oder Bauten anderer Nutzung enthielten Holzfenster, nur kam hier auch aufgrund der hohen Strapazierfähigkeit Gusseisen zum Einsatz. Entgegen der heuten Standardisierung wurde damals noch jedes Fenster individuell angepasst, und trug damit wesentlich mehr zum Charakter eines Hauses oder Gebäudes bei. Diese Bauweisen änderten sich auch die nächsten Jahrzehnte nicht, jedoch nahm die Standardisierung in den Maßen und mit Modulen industrieller Fertigung zu. Auch kam es kurzfristig zu einem eher asiatisch anmutenden Trend: Einige Gebäude erhielten Schiebefenster, vor allem in der Blütezeit des Bauhausstils. Dies resultiert aus der kantigen Formensprache dieses Stils, der kaum runde Formen kennt, so konnten auch die Fenster ganz im Sinne des Bauhauses in der Form agieren. Erst in den Siebziger und Achtziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts wurden neue Materialien wie Aluminium oder Kunststoff beim Fensterbau verwendet, da man zunehmend auf die Isolierung und Witterungsbeständigkeit zu achten begann.  Bis in die 90er Jahre hinein konnten große Fenster nur als ebene Scheiben hergestellt werden. Mit dem Fortschreiten der Entwicklung im Automobilbau konnten ab dann auch gewölbte, großflächige Gläser hergestellt werden. Dies eröffnete völlig neue architektonische Möglichkeiten. Das vormals bloße Loch in der Wand wurde so zu einem wesentlichen gestalterischen Element der Fassade, teilweise wurde es sogar zur Fassade selbst. Dies verlangt jedoch auch eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Fragen der Statik, der Fertigung und der Baunormen. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, werden heute meist Baukastensysteme einfach nur noch nach Bedarf zusammengesetzt.