Stuhlinkontinenz bezeichnet die Unfähigkeit selbst zu bestimmen, wann und wo man seinen Darminhalt entleert. Die Ursachen sind vielfältig: Neben dem Sphinkter können auch andere Beckenbodenmuskeln, das Rektum, der Nervenapparat oder die Hautsensibilität in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Besonders in höheren Altersklassen tritt diese Krankheit häufig auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, weil sie einen schwächeren Beckenboden haben. Dieser Zustand ist für Betroffene meist sehr belastend. Es gibt chirurgische Behandlungsmöglichkeiten, aber die meisten Menschen scheuen den Gang zum Operateur.
Deutlich gefragter sind nicht-operative Behandlungsalternativen. Besonders in frühen Phasen der Inkontinenz können diese noch sehr gut wirken - es lohnt sich also alle Optionen in Erfahrung zu bringen und abzuwägen.
Die konservative Therapie besteht aus vier verschiedenen Teilbereichen: Biofeedback, Verhaltenstherapie, Beckenbodentraining und Stuhlkonsistenz.
Das Biofeedback stammt im Grunde aus dem psychotherapeutischen Bereich. Dort lernen zum Beispiel Kinder und Jugendliche mit ADHS sich besser zu konzentrieren. Bei Inkontinenz wird eine Variation angewendet, bei der Körperfunktionen trainiert werden können. Dazu wird der Schließmuskel mit einem Drucksensor ausgestattet. Dessen Signale werden in optische oder akustische Reize umgewandelt. So erhält man eine direkte Rückmeldung, darüber, wie viel Druck man willkürlich aufbaut ("Biofeedback"). Patienten lernen so ihren Schließmuskel besser zu steuern und mehr Kraft aufzubauen.
Auch Verhaltenstherapie ist im Grunde ein psychotherapeutischer Ansatz. Der Patient, beziehungsweise sein Darm, soll lernen, täglich nur noch einen Stuhlgang zu einer festen Zeit durchzuführen. Mittels Abführmitteln wird der Lernvorgang unterstützt. Hat der Darm sich erst einmal umgewöhnt erfolgt eine Entleerung gewöhnlich regelmäßig zu vorhersehbaren Zeiten. In der restlichen Zeiten ist der Darm leer - so gibt es trotz Inkontinenz keine Probleme.
Das Beckenbodentraining ist dagegen ein Verfahren mit Hand und Fuß. Da die Muskeln des Beckenbodens bei Betroffenen oft geschädigt oder geschwächt sind, versucht man diese aufzutrainieren. Denn sie leisten einen großen Teil zur Kontinenz zusammen mit dem Schließmuskel. Es gibt zwei Möglichkeiten zum Training: Mittels spezifischer Übungen (oft als "Kegels" bezeichnet, nach ihrem Entwickler) oder mittels kleiner Trainingsgeräte. Übungen haben den Vorteil, dass oft auch noch andere Muskelpartien mittrainiert werden, dafür muss man täglich Zeit für Übungen schaffen. Automatische Trainier dagegen sind meist kleine Bälle, die mit einer Kugel gefüllt sind: Sie werden eingeführt und stimulieren bei Bewegung die Muskeln - sie können auch nebenher bei Alltagsbeschäftigungen wie Kochen oder Staubsaugen genutzt werden.
Nicht zu unterschätzen ist schließlich der Effekt von Konsistenz-verbessernden Maßnahmen. Quellmittel wie Ballaststoffe, Flohsamen oder Kleie werden mit ein wenig Wasser eingenommen und führen zu einer Andickung des Stuhls. Die Schwelle für Inkontinenz liegt bei festem Stuhl höher als für dünnflüssigen Stuhl. So kann allein durch Nahrungszusätze unter Umständen eine Kontinenz erreicht werden, wenn vorher hauptsächlich flüssiger Stuhl das Problem war. Positiver Nebeneffekt: Der Stuhlgang wird durch solche Ballaststoffe allgemein besser, außerdem schützen sie vor Entzündungen von Darmausstülpungen (einer Divertikulitis).
Alle vier Methoden haben ihren Nutzen in Studien bewiesen. Ihr individueller Nutzen ist jedoch von der Ursache der Stuhlinkontinenz abhängig. Trotzdem lässt sich mit einer gut durchdachten Therapie eine Stuhlinkontinenz effektiv bekämpfen.